Abschrift aus der Bitburger Zeitung von 1930


Einweihung des Freiheitssteines 1. Juli 1930

Im Anschluss an die Feier auf dem Hospitalplatz begaben sich die Spitzen der Behörden, die Stadtverordneten und eine Anzahl Herren in Automobilen nach dem Bedhard, wo in der Nähe des Brechter Wegweisers nach einer Ansprache des Herrn Bürgermeisters Dr. Fröhlich ein gewaltiger Findling als Freiheitsstein eingeweiht wurde. Es war eine kleine erhebende Feier, die auf dem hergestellten, demnächst von zwölf Freiheitspappeln umgebenen Platze stattfand, der von Lampions beleuchtet war. Mit der Errichtung dieses Freiheitssteines ist zugleich eine Ehrung der Gefallenen gedacht. Mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandliede schloss auch diese Feier, auf die wir noch ausführlich zurückkommen werden.

Ende der Besatzung durch die Franzosen

In der Nacht zum 30. Juni 1930 ging die Besetzung der Rheinlande und damit auch die Bitburgs zu Ende. Schon vorher war ein 70 Ztr. schwerer Sandsteinblock aus dem Felsen bei Prümzurlay durch ein Auto der Brauerei nach dem Bedhard (Stadtwald) gefahren worden. An der Straßenkreuzung "Brechter Wegweiser" wurde der Stein als Befreiungsstein am 30.6.1930 um Mitternacht, also in dem Moment, in dem die Besatzung zu Ende ging, in Gegenwart von einigen Hundert Bitburgern feierlich eingeweiht. Die Aufschrift lautet: "Nach 12 Jahren harter Fremdherrschaft: Endlich frei 30. Juni 1930" (Nachlass Pfarrer Cordie)

2. Juli 1930

Die Einweihung des Freiheitssteines im Bedhard am 30. Juni 1930
Im Anschluss an die mitternächtliche Befreiungsfeier auf dem Hospitalplatz fand, wie wir gestern schon mitteilten, die Einweihung des Freiheitssteines im Stadtwalde Bedhard statt. Herr Bürgermeister Dr. Fröhlich, der die Einweihung des Gedenksteines vornahm, führte bei der Feier Folgendes aus:

Verehrte Anwesende!
"Herr mach uns frei!" So klingt es im Liede und dankerfüllten Herzens dürfen wir heute freudig ausrufen: "Wir sind frei". Frei ist wieder unsere Eifelheimat von feindlicher Besatzung. Vorüber der unheilvolle Druck, der fast 12 Jahre auf uns lastete. Böse Zeiten liegen hinter uns, Zeiten der Not und der Entbehrungen. Schwere Opfer haben wir duldend erbracht. Tiefe Spuren hat die Besatzungszeit hinterlassen. Das höchste Gut, über das der Mensch verfügt, den Geist, suchte man in Fesseln zu schlagen.
Verboten war unser freies Wort, verboten waren unsere vaterländischen Lieder, verboten unsere deutschen Farben. War es nicht so, als habe man den Geißelhut im Lande aufgerichtet, um den Bedrückten noch das Letzte zu nehmen? Kriegszeiten und Kriegsnöte hat unsere liebe Heimatstadt während ihrer fast zweitausendjährigen Geschichte schon oft erleben müssen. Fast noch nie ist aber wohl das Siegerrecht frivoler und brutaler ausgeübt worden als in der jetzt vergangenen Zeit. Es war der Geist von Versailles, der umging. Aber dieser Geist der Gewalt, des Unrechts und der Unwahrhaftigkeit hat dem von Deutschland in zielbewusster Arbeit der Staatsmänner geforderten Geiste des Rechtes und der Wahrheit weichen müssen und der eherne Mund der Glocken und des Flammenstoßes gelenkt haben schon unsere Freude über die wiedererlangte Freiheit über Stadt und Land getragen.
Meine Damen und Herren! Noch fehlt der Stein, der die Namen jener trägt, die ihr Leben einsetzten für die Erhaltung des Vaterlandes und den man am heutigen Befreiungstage hätte enthüllen können. Dankbar begrüße ich es daher, dass nach einem Vorschlage des Herrn Stadtförsters Hoor wenigstens die Erinnerung an den Tag der Befreiung in unseren vielfach von feindlichen Mächten so beschädigten deutschen Wald an einem erhöhten Punkte unseres Bedhards durch einen Gedenkstein festgehalten werden sollte. Von Herrn Hoor stammt die Idee und der Herr Oberdirektor Müller und mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Hoor und unseren Waldarbeitern die Idee in die Tat umgesetzt; die Firma Simon hat in liebenswürdiger Weise den schweren Stein von Irrel herbeigeschafft. Mit vereinten Kräften ist so in wenigen Tagen, ja Stunden dieses schöne Werk zur Überraschung als Befreiungsgeschenk der Forstverwaltung an die Stadt sozusagen vollendet worden und all denen, die zum glücklichen Gelingen beitrugen, sage ich herzlichen Dank. Die Aufschrift des Gedenksteines kündet der Nachwelt, dass nach 12jähriger Besatzung am heutigen Tage unsere Heimat frei wurde und 12 Linden, vorläufig angedeutet durch 12 Pfähle, werden demnächst die 12 Leidensjahre der Bürgerschaft versinnbilden. Eine im Fundament eingemauerte Urkunde hat folgenden Wortlaut:

Als von Hindenburg Reichspräsidenten
Dr. Fuchs Oberpräsident der Rheinprovinz
Dr. Saassen Regierungspräsident in Trier
Dr. Gilles Landrat in Bitburg
Am 30. Juni 1930 wurde dieser Stein von Stadtbürgermeister Dr. Fröhlich, Bitburg, geweiht.
Errichtet wurde er vom Gemeindeförster Johann Baptist Hoor mit Hilfe des Holzhauermeisters Matthias Müller, Bildchen, der Waldarbeiter Christoph Müller, Rittersdorf, und Nikolaus Pax, Bitburg.
Die Inschrift entwarf Forstmeister a.D. Müller, Darmstadt, Vater des derzeitigen Gemeindeoberförsters Müller in Bitburg.
Dieser Platz wird zukünftig den Namen "Die Freiheit" tragen.
Beurkundet: Bitburg, den 30.06.1930
Der Gemeindeoberförster, Alexander Müller.

Dich Stein, der Du nun durch die Inschrift dazu bestimmt bist, die Nachwelt an die 12 Jahre der Demütigung, der Not und der tiefsten Knechtschaft unserer Mitbürger zu erinnern, aber auch an den heutigen Tag, den Markstein in der Geschichte unseres Vaterlandes, den Tag der Befreiung unserer Heimat, Dich taufe ich in dieser mitternächtlichen Stunde feierlichst: "Freiheitsstein" Und Du Erde, die Du berufen bist, diesen denkwürdigen Stein zu tragen und zu umgeben, sollst von heute an "Die Freiheit" heißen. Mögen zu Euch, Freiheitsstein und Freiheit, viele deutsche Männer und Frauen wallen, möget Ihr, Freiheitsstein und Freiheit, alle deutschen Brüder und Schwestern erinnern an die auf unserem Vaterlande noch lastenden harten Vertragsbestimmungen und möget Ihr sie alle mahnen, in Einigkeit zu kämpfen für die völlige Wiederherstellung der deutschen Ehre und Freiheit! Das walte Gott!

20. Oktober 1930

Die Gedenktafel am Freiheitsstein, gestiftet von der Firma Raas & Worthmann ist am Freitag an den Gedenkstein angebracht worden. Es ist eine Kupfertafel mit plastisch erhabenen Buchstaben mit der folgenden Inschrift:
"Nach zwölfjähriger harter Fremdherrschaft endlich frei. 30. Juni 1930"





neu laden - reload